Koordinator vor Ort
Unsere Projektkoordinatorin Erine vor Ort und das
„Harambee“-Prinzip
Erine Atieno ist die gute Seele und genau die zuverlässige,
einfallsreiche und absolut vertrauenswürdige Koordinatorin, die ein Projekt wie
unseres benötigt. Sie lebt selbst in einer Hütte im Slum, ganz in der Nähe
unserer Partnerschule und hat drei Kinder, die mittlerweile alle schon
volljährig sind.
Erine ist die Gründerin der St. Anne´s School und könnte darum
kaum einen stärkeren persönlichen Bezug zu unserem Projekt haben. Als sie vor
mittlerweile 14 Jahren selbst nicht genug Geld hatte, um ihren ältesten Sohn
auf eine öffentliche Grundschule zu schicken, besann sie sich kurzerhand auf
das im ostafrikanischen Raum weit verbreitete und traditionell stark verankerte
Prinzip „Harambee“. „Harambee“ ist, genau wie „Miale“, ein Begriff aus der
Kisuahelisprache, der mehrere Bedeutungsebenen hat. Am treffendsten kann man
ihn mit „Lasst uns alle zusammen an einem Strick ziehen!“ übersetzen.
Es gibt
in Ostafrika viele kleine und große, familiäre, dörfliche und städtische
Initiativen, die sich des Harambee-Prinzips bedienen. Dabei schließen sich
Menschen mit einem gemeinsamen Ziel zusammen, zu dessen Erreichen jeder auf
seine Art und Weise etwas beitragen kann. Dies kann z.B. Arbeitskraft, Wissen, Materialien, Geld, ein
Stückchen Land und vieles mehr sein. Vom gemeinsamen Ergebnis profitieren dann
alle gleichermaßen.
Erine hat es damals geschafft, selbst eine kleine Schule zu
gründen. Sie fand Freunde, Bekannte und Nachbarn als Unterstützer, die
gemeinsam den Bau und den Unterhalt der St. Anne´s School (die Sonntags
übrigens bis heute auch als Kirche und Gemeinderaum fungiert) ermöglichten. Erine
wählt seitdem jedes Jahr die bedürftigsten Kinder aus ihrem Viertel aus und
bietet ihnen an, genau wie ihre eigenen drei Kinder damals, die St. Anne´s
School zu besuchen.
Erine finanziert sich und ihre Familie momentan durch den
Verkauf von Milchtüten an Büros im Zentrum von Nairobi sowie durch das kleine
Gehalt, das sie als Koordinatorin unseres Projekts bekommt.
Kibera
Der Slum Kibera in Nairobi
Kibera gehört zu Nairobi, der Hauptstadt Kenias, und ist einer der größten Slums (Armenviertel) Afrikas.
Dort leben mehrere hunderttausend Menschen auf engstem Raum. Die meisten von ihnen müssen mit umgerechnet weniger als einem Euro pro Tag auskommen.
Quelle: lawrence kariuki kinyua/shutterstock.com
Quelle: andrea trevisani/shutterstock.com
Quelle: Scott Woodham Photography / Shutterstock.com
Quelle: Mary at T-Comms / Shutterstock.com
Quelle: Vlad Karavaev / Shutterstock.com
Quelle: africa924 / Shutterstock.com
In Kibera gibt es keine öffentliche
Abfallentsorgung. Der sich überall ansammelnde Müll, das dadurch
angezogene Ungeziefer und die sich in diesem Milieu schnell
verbreitenden Bakterien und Keime stellen ein hohes Gesundheitsrisiko
für die Bevölkerung dar. Viele Menschen sind dauerhaft krank, können
sich jedoch keinen Arzt leisten. Eine Krankenversicherung ähnlich der,
die wir in Deutschland kennen, besitzt in Kibera niemand.
Es gibt keine Kanalisation, die Abwässer fließen
ungeleitet oder in flachen, von Hand gegrabenen Kanälen mitten durch die
Wohngebiete. Oft teilen sich Familien von bis zu 12 Personen eine
Wellblechhütte ohne Fenster, ohne Toilette und ohne Waschgelegenheit.
Frischwasser kann man an einigen Verkaufsstellen erwerben, jedoch holen
die meisten Bewohner Kiberas ihr Wasser aus einem müllverseuchten Fluss,
da sie sich kein frisches Wasser leisten können.
Im Schnitt gibt es pro 150 Menschen eine
öffentliche Toilette. Jedoch muss man auch dafür eine kleine Gebühr
zahlen, die sich die wenigsten leisten können und so wird die Notdurft
auf offener Straße, hinter Müllbergen oder in Hinterhöfen verrichtet.
Quelle: Anton Suslo / Shutterstock.com
Quelle: Nikolay Antonov / Shutterstock.com
Quelle: Vlad Karavaev / Shutterstock.com
Quelle: Tatsiana Hendzel / Shutterstock.com
weitere Fotos und Infos von bzw. über Kibera gibt es z.B. hier...
Die meisten Bewohner Kiberas sind in einem klassischen „Teufelskreis der Armut“ gefangen, aus dem es sehr schwierig ist auszubrechen. Die Familien können ihren Kindern keine Schulbildung finanzieren, ohne Schulbildung können die Kinder keinen Beruf erlernen, haben kein Einkommen und können wiederum ihre eigenen Kinder nicht in die Schule schicken. So geht es immer weiter. Das Leben ist von ständigem Hunger und häufigen, oft schweren Krankheiten geprägt.
Die durchschnittliche Lebenserwartung in Kibera liegt bei 42 Jahren, die Kindersterblichkeitsrate ist hoch. Zwanzig Prozent der Kinder erleben nicht ihren 5. Geburtstag.
Partnerschule
Unsere Partnerschule „St. Anne´s“
Mitten in Kibera befindet sich unsere kleine Partnerschule.
St. Anne´s ist eine Vorschule, die momentan 64 Kinder im Alter von 2-8 Jahren besuchen. Die Räumlichkeiten bestanden bis Herbst 2019 aus zwei miteinander verbundenen Wellblechhütten, in denen die Kinder in drei Altersgruppen aufgeteilt unterrichtet und betreut wurden.
Im Oktober 2019 legten Frau Neu und Herr Haueisen den Grundstein für den Neubau des Schulgebäudes der St. Anne´s School. Nähere Informationen zu diesem Meilenstein unseres Projektes finden Sie hier.
Es gibt drei Lehrerinnen und eine Köchin, die sich sehr liebevoll um die Kinder kümmern. Die Lehrerinnen und die Köchin wohnen selbst im Slum, haben eigene Kinder und können das Gehalt, das sie durch unser Projekt beziehen, mehr als gut gebrauchen.
Bevor St. Anne´s finanziell von unserer Schule unterstützt wurde, gaben die Eltern der Kinder immer all das, was sie irgendwie erübrigen konnten, um die Schule irgendwie am Laufen zu halten. Dieses Geld fehlte den Familien dann jedoch wiederum an anderen Stellen. Oft reichte das Geld nicht aus, um den Kindern ein warmes Essen am Tag zuzusichern oder um auch nur die rudimentärsten Schul- und Arbeitsmaterialien zu besorgen. Da die St. Anne´s School eine Vorschule ist, können die Kinder dort bis zu einem Alter von sieben bis acht Jahren bleiben.
Nachhaltige Hilfe durch Bildung
Für etwa 100 € im Jahr kann ein Kind in Kenia eine öffentliche Grundschule besuchen.
In diesen Kosten enthalten sind z.B. Schuluniform, Schulgebühren, Bücher, Hefte, Stifte und eine warme Mahlzeit pro Tag in der Schule. Die Familien der Kinder unserer Partnerschule können sich das jedoch absolut nicht leisten.
In Kenia dauert die Grundschule, anders als bei uns, acht Jahre. Das bedeutet, dass die meisten Kinder die Grundschule mit etwa 15 Jahren abschließen.
Ziele
Unser Projekt hat momentan zwei Schwerpunkte, mit denen die Ziele für die Zukunft verbunden sind:
Die Unterstützung unserer Partnerschule
Momentan reicht unsere monatliche finanzielle Hilfe aus, um
- Arbeits- und Schulmaterialien zu beschaffen,
- den drei Lehrerinnen und der Köchin ein kleines Gehalt zu zahlen,
- den etwa 65 Kindern zwei Mahlzeiten am Tag zu ermöglichen und
- alle drei Monate den Arzt kommen zu lassen.
Für die Zukunft wäre es wünschenswert, dass wir unsere monatliche Finanzspritze aufstocken, so dass die Gehälter der Lehrerinnen und der Köchin (die selbst Familien zu versorgen haben) noch ein wenig üppiger ausfallen können, die Mahlzeiten in Bezug auf Gemüse- und Fleischbeilagen noch etwas reichhaltiger werden können und finanzielle Rücklagen für eventuell nötige medizinische Behandlungen der Kinder sowie für Reparaturen und die weitere Ausstattung unseres neu gebauten Schulgebäudes (Nähere Informationen dazu finden Sie hier!) vorhanden sind.
Die Unterstützung unserer „Patenkinder“, die auf die öffentliche Grundschule gehen
Hierfür benötigen wir das meiste
Geld. Es wäre absolut wünschenswert, dass wir allen Kindern, die aus unserer
Vorschule herausgewachsen sind, die kompletten acht Jahre Grundschulzeit
inklusive der
Abschlussprüfungen am Ende ermöglichen könnten. Pro Kind und Schuljahr sind
etwa 100 Euro nötig. Dieser Betrag umfasst die Schulgebühren, die
Prüfungsgebühren (in Kenia gibt es am Ende eines jeden Schulhalbjahres
Abschlusstests, für die je nach Jahrgangsstufe bestimmte Beträge zu entrichten
sind), Bücher, Hefte, Stifte und ein warmes Mittagessen pro Tag in der
Schulkantine.
Da
wir aktuell schon 125 Kindern den Besuch der öffentlichen Grundschule
finanzieren, ist dieses Ziel recht ambitioniert (es „wachsen“ ja stets Kinder
nach☺). Wir versuchen, möglich zu machen was irgendwie geht und auch wenn wir
nicht alles schaffen, was wir und die Kinder uns wünschen, sind wir alle sehr
dankbar für das, was möglich ist!
Was passiert mit unseren Kindern nach Abschluss der Grundschule?
Der wunderbare Verein „One Day e.V.“ aus Aschaffenburg (-> Webseite) übernimmt „unsere“ Patenkinder nach Abschluss der Grundschule und ermöglicht ihnen den vierjährigen Besuch und den Abschluss der High School. Wenn es aufgrund der individuellen Leistungen möglich ist, finanziert „One Day e.V.“ sogar den vierjährigen Besuch und Abschluss der Universität. Momentan betreut „One Day e.V." 26 unserer ehemaligen Patenkinder in verschiedenen Jahrgangsstufen. Wer diesbezüglich nähere Informationen erhalten möchte, kann sich gerne an Anna von „One Day e.V.“ wenden, die die Betreuung unserer ehemaligen Patenkinder von Deutschland aus organisiert: anna@oneday.de.